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Politik und Beruf

Ich bin 1951 in Köln geboren und lebe seit 1970 in Berlin. Inzwischen sind 66 Jahre vergangen:

  • Das sind 6 Jahre unbeschwerte Kindheit und 13 ungeliebte Schuljahre
  • 5 turbulente Studienjahre an der FU und 3 zu kurze Jahre als Lehrer bis zum Berufsverbot
  • 2 Jahre Druckerlehre und 15 schöne, zuweilen auch harte Jahre als Drucker und Ausbilder in der Fabrik, im selbst verwalteten Betrieb und in Projekten mit arbeitslosen Jugendlichen
  • 4 interessante Jahre als Journalist
  • 17 aufregende und arbeitsreiche Jahre im Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Seit diesem Jahr gucke ich mir den Berliner Politikbetrieb von außen an.

Bei den Grünen war ich seit der Gründung 1980 in verschiedenen Funktionen und Tätigkeitsfeldern aktiv - u.a. als Landesvorsitzender.

Pressecho zum Abgesang

22. Juni 2016 rbb
Aus Anarcho wird Realo

Jochen Esser war Anarchist in den 60ern, Maoist in den 70ern und er ist Gründungsmitglied der Grünen. Seit 1999 ist er ihr Fraktionssprecher für Haushalt und Finanzen im Abgeordnetenhaus - anerkannt bis gefürchtet von den anderen Fraktionen und den Finanzsenatoren. Denn Jochen Esser kann austeilen - aber nicht nur. Von Ute Schuhmacher Mehr

02. März 2016 Neues Deutschland
Kaputtverwaltet statt kaputtgespart

Grünen-Finanzexperte Jochen Esser resümiert Fehler und Fortschritte bei Regierung und Opposition Die Verwaltung zeige zunehmend »Staatsversagen«, findet Jochen Esser. Das liege aber nicht am Sparkurs, sondern an verschleppten Reformen. Von Nicolas Šustr, ND Mehr

02. Februar 2016 Berliner Morgenpost
Die Berliner Grünen verlieren ihren Haushaltsexperten
Irgendwie hat er immer mitregiert die letzten 15 Jahre. Dabei war Jochen Esser als finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus einer der wichtigsten Vertreter der Opposition. Die Sitzungen des Hauptausschusses bestritt Esser gefühlt zu 60 Prozent im Alleingang, oft emotional und stets kritisch. Von Joachim Fahrun Mehr

01. Februar 2016 taz
Der Maschinist geht von Bord

Bei Presseterminen mit Haushaltspolitikern gebe es immer nur Wasser und Brot, sagt Jochen Esser, und bei ihm habe es immer gar nichts gegeben. Dass das an diesem Dienstagmorgen im Raum 275 des Abgeordnetenhauses mit Schnittchen und Schoko-Croissants anders ist, liegt daran, dass der 64-jährige Grüne bald kein Haushaltspolitiker mehr ist. Und auch kein Abgeordneter, kein Schattenfinanzsenator und kein lautstarker Zwischenrufer in Plenarsitzungen. Von Stefan Alberti Mehr

01. Februar 2016 Berliner Zeitung
Jochen Esser, Berlins bester Zwischenrufer, verlässt die Bühne
An Jochen Esser kam kein Finanzsenator vorbei. Alle mussten ihm zuhören. Und sie wollten ihm auch alle zuhören. Von Jan Thomsen Mehr

01. Februar 2016 Tagesspiegel
Grünen-Politiker Jochen Esser hört auf
Er ist Polit-Junkie, liebt Zahlen und Zwischenrufe und will, dass nun endlich die Liebe zur Literatur über die Leidenschaft für Politik siegt. Nach 17 Jahren Arbeit im Abgeordnetenhaus verabschiedet sich mit dem Grünen Jochen Esser einer der profiliertesten Finanzpolitiker der Berliner Politik. Von Sabine Beikler Mehr

Jochen Esser im Hauptausschuss

Pressesplitter

Das bisschen Haushalt
tageszeitung - 25. Novemder 2009

Raum 113 im ersten Stock des Abgeordnetenhauses ist nicht gerade ein heimeliger Ort. Es hängt ein bisschen Kunst an der Wand, aber sonst ist die Atmosphäre des Saals nüchtern. Jochen Esser würde ihn kaum als sein Wohnzimmer bezeichnen, wie es Boris Becker mal bei einem Londoner Tennisplatz tat. Und doch gibt es Zeiten, da verbringt der 58-jährige Grünen-Finanzpolitiker hier mehr Zeit als auf dem heimischen Sofa. Die Haushaltberatungen für 2010/2011 sind in der entscheidenden Phase, in Raum 113 legt der zuständige Hauptausschuss Sonderschichten ein, und Esser redet sich mit vergeblichen Änderungsanträgen heiser. hier weiterlesen in der tageszeitung

FLURGESPRÄCHE (Auszug)
Berliner Zeitung vom 07. November 2009
Die Diätenerhöhung, die sich Berlins Parlamentarier gönnen wollen, hat scharfe Kritik in den Bevölkerungsteilen ausgelöst, die sich nicht selber das Gehalt erhöhen können, also bei fast allen. Während der Haushaltsberatungen kann man allerdings schwer schuftende Abgeordnete erleben, die in endlosen Sitzungen, über dicke blaue Bücher mit Zahlen gebeugt, versuchen, das Beste aus dem zu wenigen Geld zu machen. So an die 60 Stunden in der Woche gehen dafür drauf, sagt der Grünen-Finanzexperte Jochen Esser, der die Finanzpolitik der Koalition im Hauptausschuss regelmäßig kritisiert, meist in längeren, faktenreichen Monologen. Er wolle nicht klagen, sagt Esser "aber auf den Stundenlohn darf man da nicht gucken". Die Haushaltsberatungen seien eine "asoziale Zeit", sagt Esser, ständig habe man ein schlechtes Gewissen gegenüber Freunden und Bekannten. Besonders ärgerlich sei, dass der Haushalt, den Rot-Rot entgegen den Ratschlägen Essers durchbringt, "dann auch noch Mist ist".

HINTER DEN KULISSEN (Auszug)
Tagesspiegel vom 26. April 2008
Von dem launischen Spruch des FDP-Fraktionschefs Martin Lindner am Donnerstag während der Tempelhof-Debatte im Parlament, er sei es leid, „mit Soziologen, Druckern und Ingenieuren“ über Rechtsfragen zu diskutieren, fühlte sich vor allem der Grünen-Abgeordnete Jochen Esser angesprochen. Esser wurde nach seinem Studium 1978 für das Lehramt wegen des Radikalenerlasses nicht zugelassen. Heute bekennt der Grüne feixend, er sei wie viele andere ein „übler Maoist“ gewesen. So machte er eine Druckerlehre und arbeitete viele Jahre in diesem Beruf. Dass er nun aber ausgerechnet aus dem Munde eines FDP-lers hören musste, er habe „nur“ Drucker gelernt, habe ihn sehr nachdenklich gestimmt. Es sei nämlich niemand anderes als der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen gewesen, der ihn an der Ausübung seines Lehrer-Berufes gehindert habe. Und der hieß Burkhard Hirsch und ist FDP-Politiker.